Vorfreude
Winterungsbeginn a.U.130

 

Raureif liegt auf alten Bäumen,

auf den Dächern, auf den Deichen.

Winterkälte lässt uns unter’m Mantel schauern.

Und die Sohlen knirschen.

 

Nach den schönsten Kinderträumen

schweift zurück, nach alten Bräuchen,

unser Sinnen, wenn wir an des Städtchens Mauern

längs, zur „Burg“ hin pirschen.

 

Lichter leuchten aus den Fenstern.

Durch die Gassen ziehen Düfte

von gebrannten Mandeln, Glühwein und Rosinen;

macht den Gaumen lechzen.

 

Aus den Häusern, gleich Gespenstern,

in die sternenklare Lüfte

steigt fein weißlich-blauer Rauch von den Kaminen.

Dohlen heiser krächzen.

 

Durch den stillen Klostergarten

kommend, grüßen uns von ferne,

unter Fachwerkgiebeln, die vertrauten Lichter.

Eiskristalle funkeln.

 

Und zwei Uhubrüder warten

dort im Schein alter Laternen,

mir die Hand zu reichen. Fröhliche Gesichter

leuchten aus dem Dunkeln

 

Aus dem tiefen Kreuzgewölbe

kann man – leise – Stimmen hören:

Fetzen von Gesprächen. Becherklang und Rufen

macht das Herze munter.

 

Jeden Uhutag dasselbe.

Wieder lassen wir betören

uns und schreiten froh gestimmt die schmalen Stufen

in die „Burg“ hinunter.

 

Lulu-Lauterich